Die Geschichte Ostfalens

Die Ostfalen waren die Völkerschaft des germanischen Volksstamms der Sachsen, die etwa im Gebiet zwischen Magdeburg und Hildesheim ansässig war.

Der germanische Volksstamm der Sachsen um die erste Jahrtausendwende bestand aus drei Hauptvölkerschaften, den Ostfalen, Engern und Westfalen. 

    • Ostfalen: der östliche Teil des alten Sachsenlandes, zwischen Elbe, Weser, Saale und Unstrut 
    • Engern: der mittlere Teil des alten Sachsenlandes zu beiden Seiten der Weser 
    • Westfalen: der westliche Teil des alten Sachsenlandes um die Sieg, Ruhr, Lippe bis zur Ems.

Im Gegensatz zur Bezeichnung "Westfalen" verloren sich die Namen "Engern" und "Ostfalen" bei der Auflösung des alten Herzogtums Sachsen nach der Achtserklärung Heinrichs des Löwen 1180. Fortbestand hatten lediglich die Bezeichnung "Engern" im Titel des Herrschers des jüngeren Herzogtums Sachsen ("Herzog von Sachsen, Engern und Westfalen") und die Bezeichnung "Ostfalen" als Bezeichnung eines Gaues.

Norddeutschland um das Jahr 1000

 

Zur Geschichte der Sachsen

Von Holstein aus hat sich der germanische Volksstamm der Sachsen nach Süden und Südwesten ausgebreitet und alle vorher im heutigen Nordwestdeutschland lebenden germanischen Stämme in sich aufgesogen. 421 zerschlugen sie gemeinsam mit den Franken das Thüringerreich. In Gemeinschaft mit den Angeln setzten sie sich um 450 auf Britannien fest. Ebenfalls um diese Zeit begannen die fast ununterbrochenen Grenzkämpfe der Sachsen mit den Franken. Damals saßen sie von der Eider über die Inseln vor der Elbmündung (Insulae Saxonum) bis zum Rhein und der Sieg, später bekamen sie das Langobardengebiet und das nördliche Thüringen bis über den Harz ins Eichsfeld hinein. Erst im 8. Jahrhundert erscheinen sie nach ihren Wohnsitzen unterschieden in Westfalen, Engern, Ostfalen und Nordalbingier.

Einer der aus heutiger Sicht bedeutsamsten Beiträge der Sachsen zur modernen Zivilisation ist ihre Sprache, die Urform des Englischen. Noch bis in das 11. Jahrhundert bestand die Sprachgemeinschaft der Festlands-Sachsen mit den Angelsachsen, während sich Sachsen und Süddeutsche nur schwer verständigen konnten.

Von den Erschütterungen der Völkerwanderung wenig berührt, bewahrten die Sachsen unverändert die Grundzüge altgermanischen Wesens. In einer Zeit, in der fast alle germanischen Stämme ein Königtum herausbildeten, schufen die Sachsen eine über Jahrhunderte stabile Stammesverfassung mit jährlicher Versammlung zur Regelung der politischen Angelegenheiten, dem Thing, einer Zusammenkunft, die alle Merkmale einer urdemokratischen Prägung besaß, ohne Königtum und selbst ohne ständiges Herzogtum. Sie bildeten keine politische Einheit, sondern freie Volksgemeinden und Gaugenossenschaften unter gewählten Vorstehern. Nur in Kriegszeiten stellten sie sich unter Führung eines Herzogs. Kaum jemals treten die adligen Führer gebieterisch oder gar diktatorisch an die vordere Rampe der Szene, sei es beim Thing, sei es in ihrer gewählten Stellung als Gaufürst. Ihre Funktion erschöpft sich grundsätzlich in der unterstützenden Meinungsbildung. Die Entscheidungen selbst trifft das Volk. Auch Gesandte an fremden Höfen äußern sich nie als Paladine eines sächsischen Fürsten, sondern nur als Sprecher und im Auftrag der Sachsen.

Der innere Zusammenhalt der einzelnen Gaue war recht unterschiedlich. Am kräftigsten äußerte er sich bei den Westfalen, etwas gedämpfter bei den Engern, am schwächsten bei den Ostfalen. Das Profil der einzelnen Stämme drückte sich nach außen hin allerdings nicht übermäßig aus. Wenn auch häufig die Stämme einzeln benannt sind, so wird doch in den meisten Fällen von ihnen verallgemeinernd als von den Sachsen gesprochen

Die Sachsen hielten mit äußerster Zähigkeit an ihrer heidnischen Tradition fest: Erst Karl der Große erreichte nach einem über 30 Jahre dauernden Kriege (772-804) und nachfolgenden Aufständen die dauernde Unterwerfung und Christianisierung der Sachsen. Daß das Thing das politische Fundament dieses Germanenstammes bildete, war damals allgemein bekannt. Deshalb ist es nicht weiter überraschend, daß Karl der Große nach seinem Sieg über die Sachsen ihre Eingliederung in das Fränkische Reich dadurch einleitete, daß er ihre Grundverfassung zerstörte, nämlich strikt jede allgemeine Volksversammlung verbot und sie nur zuließ, wenn er einen entsprechenden Antrag erhalten und ihn genehmigt hatte und sie danach von seinen Boten einberufen wurde.

 

Das alte Herzogtum Sachsen

Die Schutzlosigkeit, in welcher die Karolinger das Land gegen die Raubüberfälle der Slawen und Normannen ließen, bewirkte, daß sich die Sachsen wieder unter die Führung eines Herzogs (Otto der Erlauchte, 880-912) stellten. Dessen Sohn Heinrich (912-936) ward 919 als Heinrich I. zum deutschen König gewählt und von da an bis zum Erlöschen des sächsischen Kaiserhauses 1024 stellte der Stamm der Sachsen, der sich wenig über 100 Jahre früher der fränkischen Herrschaft und dem Christentum so hartnäckig widersetzt hatte, mit den Ottonen die Königsdynastie und stand an der Spitze des Reiches. Mit Otto I. (Otto dem Großen), dem Sohn Heinrichs I., wurde am 02.02.962 in Rom ein Sachse zum ersten Kaiser des Ostfrankenreiches, des späteren Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gekrönt.

Das von Kaiser Karl dem Großen 805 zum Handelsplatz bestimmte Magadoburg (Magdeburg) war einer der Lieblingsaufenthalte Ottos I. Seiner Braut Editha hatte er die Stadt als Morgengabe (Geschenk nach der Hochzeitsnacht) überlassen. Am 21. September 937 stiftete er das Kloster Sankt Mauritius. Drei Städte schwebten Otto I. als Zentren seines Reiches vor: Aachen - Rom - Magdeburg. Nach der Kaiserkrönung gründete er 962 das Erzbistum Magdeburg, die Klosterkirche wurde zum Dom zu Magdeburg umgestaltet. Magdeburg wurde nicht nur die wichtigste Stadt Ostfalens, sondern seine Bedeutung als östliches Zentrum des Reiches erstreckte sich weit darüber hinaus.

Mit der Ostsiedlung breitet sich das sächsische Recht, das im Sachsenspiegel durch Eike von Repgow seine Aufzeichnung findet, bis weit in den ostmitteleuropäischen Raum aus und behält seine Wirkung bis ins 19. Jahrhundert.

Das Gebiet des Herzogtums Sachsen unter Heinrich dem Löwen erstreckt sich über fast ganz Norddeutschland und bildet quasi ein norddeutsches Königreich in Konkurrenz zu Kaiser Friedrich I. (Friedrich Barbarossa). Als Heinrich nun 1176 dem Kaiser die Heerfolge nach Italien verweigerte, wurde die Zertrümmerung dieses allzu großen Herzogtums beschlossen. Nachdem Heinrich der Löwe 1180 geächtet und vom Kaiser zur Unterwerfung gezwungen worden war, wurden ihm nur Braunschweig und Lüneburg gelassen. Die Bischöfe und weltlichen Fürsten, auch einige Städte wurden für reichsunmittelbar erklärt, die herzogliche Gewalt in Westfalen dem Erzstift Köln übertragen; der Name des Herzogtums Sachsen haftete seitdem nur noch an dem östlichen Teil an der Elbe, mit dem Albrechts des Bären zweiter Sohn, Bernhard von Askanien, belehnt wurde.

Im Gegensatz zur Bezeichnung "Westfalen" verloren sich die Namen "Engern" und "Ostfalen" bei der Auflösung des alten Herzogtums Sachsen nach der Achtserklärung Heinrichs des Löwen. Fortbestand hatten lediglich die Bezeichnung "Engern" im Titel des Herrschers des jüngeren Herzogtums Sachsen ("Herzog von Sachsen, Engern und Westfalen") und die Bezeichnung "Ostfalen" als Bezeichnung eines Gaues.

 

Das jüngere Herzogtum Sachsen

Kaiser Siegmund verlieh Sachsen am 06.01.1423 dem Markgrafen von Meißen, Friedrich dem Streitbaren. Mit ihm beginnt die Herrschaft des Hauses Wettin. Der Name Sachsen ging nun infolge der höheren Würde auch auf die übrigen Besitzungen des Hauses Wettin, Meißen und Thüringen, über; doch wurde dieses Sachsen noch lange als Obersachsen von Niedersachsen, dem Gebiet der unteren Elbe und Weser, unterschieden.
Das jüngere Herzogtum Sachsen, dem alten Volksherzogtum weder an Umfang noch an Macht vergleichbar, spielte demgemäß in der Geschichte des Deutschen Reiches nur eine untergeordnete Rolle.

© B.J.

 

Quellen:
Hellmut Diwald, "Heinrich der Erste"
Meyers Konversationslexikon, Leipzig und Wien, 1894

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